06. 06. – 11. 07. 2008
Finissage mit DJ Mono Michalke und DJ Catastrophe
Lucifer Yellow könnte dem Klang nach der Name eines Superhelden aus der Welt des Comics sein. Dieser Titel funktioniert aber auch als Hinweis zur Deutung und Rezeption der neuen großformatigen, grafischen Arbeiten des Künstlers Hannes Niepold. Bei Lucifer Yellow handelt es sich um eine grellgelbe Substanz, die in der Hirnforschung und Zellbiologie eingesetzt wird um Nervenzellen und Synapsenbahnen bis in die kleinsten Bereiche einzufärben und damit sichtbar und untersuchbar zu machen. Formal ist im Gegensatz dazu die Bildwelt des Künstlers, in den auf Holz gearbeiteten, schwarz-weißen Arbeiten, durch Unsichtbarkeit und Leere kreiert. Die leeren Gerüste der Sprechblasen, die blanken Rahmen der Kommentare und unsichtbaren Zwischentexte formen ihre stilbildende Struktur, welche auch inhaltlich ihre Entsprechung, in den gewählten peripheren Sets einer nicht mehr nachvollziehbaren Handlung gewinnt.
Mit einer Logik des nächtlichen Traumes materialisieren sich in der gezeichneten Welt seltsame Baugerüste, verlassene Autobahntoiletten und unheilvolle nächtliche Wälder, als Orte dieser imaginären Storyboards; das durch Unsichtbarkeit Verborgene.
Erst durch diese assoziative Struktur, der Aneinanderreihung provozierter Leerstellen, bietet sich dem Betrachter die Möglichkeit nahezu unbegrenzter Interpretation. Hannes Niepolds „Lucifer Yellow“ bezeichnet vielleicht genau diese Emanation, der Sichtbarmachung der Strukturen, ihrer Öffnung, ohne von den geheimnisvollen Inhalten, dem versteckten Inneren zu erzählen und sie damit gleichzeitig frei zu geben.