Vernissage am Sa. 6. Januar 2024
bis 9. Februar, unregelmäßig & nach Vereinbarung geöffnet
täglich, 19- 22 Uhr von außen sichtbar
Die Künstlerin Christine Schulz hat unter dem Titel „Gedankenturm“ bereits zwei Installationen kreiert, die sehr wirkungsvoll mit den Techniken der Collage; Bilder, Objekte und Projektionen zu einem Ganzen verbinden und bewusst Assoziationen evozieren. In Christine Schulz installativen Aufbauten nimmt der jeweilige Ort immer eine wichtige Position ein, die Architektur ist Teil der Arbeit und gibt den Bildern und vor allem den Lichtbildern Raum. Licht und Illumination, das beleuchtete und objekthafte Bild in Verbindung mit dessen Spiegelung, physisch oder auch inhaltlich, sind wichtige Gestaltungsmerkmale im Werk der Künstlerin.
Nun kommt in Gedankenturm II und III die Bewegung hinzu. Christine Schulz ist es trotz der eingesetzten, festen, profunden Materialien nicht daran gelegen, eine einzige festgelegte Botschaft zu transportieren. Sie hält im Gegenteil durch den flüchtigen und chronologisch variierenden Stil ihrer Bauten den Blick auf Verbindungen und Bedeutungszusammenhänge, die uns in einer offenen Form als Betrachter mitnehmen. Der poetische Titel: Gedankenturm gibt dabei schon einen Hinweis. Können wir Gedanken auftürmen? Vielleicht ist es so zu verstehen: Die Gedanken und Ideen, die wir aufeinander bauen, ergeben ein Konstrukt, von Argumentations- und Beweisketten, ein Weltbild. Eine Art ideelles Gebäude, welches aus unseren Wahrnehmungen resultiert. Liegt aber darin nicht die Gefahr des Scheiterns? Droht uns nicht gerade deshalb der Einsturz unserer als sicher geglaubten Konstruktionen? Die Künstlerin Christine Schulz macht uns diese unsichtbare Struktur in ihren Installationen spielerisch sichtbar, indem sie sie gleichzeitig relativiert. Sie kombiniert und versammelt Universalien, Objekte, Abbilder und scheinbare Kleinigkeiten, zu einem lebend agierenden Raum. Originale und Repräsentanten unserer Welt agieren miteinander über das Licht, die Position, über Reflexion und Spiegelung. Sie bringt ein Flugzeug in Bewegung, holt unsere Sonne, den uns erhaltenden Stern in den Ausstellungsraum und setzt diesen mit der Projektion von leeren Colaflaschen, einem Flittervorhang vor Stahlrohren und weiteren Objekten in Beziehung. Einerseits ist es möglich, in diese erzählerische Landschaft und ihre wechselnden Perspektiven einzusteigen, darin gedanklich zu wandern. Andererseits können wir in dieser Schwebe der Gegensätzlichkeiten, also auch dem Changieren unserer Wahrnehmung zwischen Poetik und neutralem Blick, den Konstruktionsplan durchscheinen sehen. So sehen wir gleichzeitig die uns dargebotene Welt als auch ihre, sie herstellenden Gedanken. In der Konstruktion von Realität entdecken wir hier einen Kreislauf, ein komplexes Beziehungsgeflecht, welches gleichsam poetisch wie intellektuell erhellend wirken kann.