Galerie Crystal Ball

James Beatham – Radiant Springs

Installation/ Zeichnung

Vernissage am Sa. 7. September um 19 Uhr

freitags von 15 bis 19 Uhr, & nach Vereinbarung. Ausstellung bis 18. Oktober 2024

Gespräch mit dem Künstler/ Artist Talk am Sonntag den 6. Oktober um 16 Uhr

James Beatham, Initial Sketch for an ceramic fountain, 2024

James Beathams künstlerisches Oeuvre umfasst Zeichnung, Keramik, Malerei und Objekt. In vielteiligen Installationen fasst der Künstler all diese Ausdrücke in einer Form zusammen und bringt sie in vielfältigen, phantasievollen Arrangements in Kommunikation. Er kreiert modellhafte Habitate oder Sets, die als verkleinerte urbane Landschaften bedeutungsvolle Relationen zeigen. Sie sind aus geheimnisvollen Objekten, Abbildungen, persönlichen Reliquien, in poetischen Anspielungen gebaut und haben etwas stark Erzählerisches. In ihnen findet man wiederum Kunst, Unmögliches, Fiktives, vielleicht literarisch Erdachtes, Zukünftiges, das wie in einer Spiegelung in den Innenraum widerhallt. Beathams eingesetzte Mittel scheinen frei und entwickeln sich anhand ihrer Kombination. Auch die Maßstäbe der verwendeten Dinge sind nicht einheitlich sodass die entstehenden Welten, surreal von allem gelöst, wie Raumstationen, gleichzeitig mythische wie reale Plätze fern ihrer bekannten Verortung zitieren. Manches scheint wie ein unpassendes Souvenir aus dem Zusammenhang herauszustehen, absurd aber ebenso integriert, so dass ganz beiläufig Assoziationen entstehen. Sehr vielen dieser kleinen Welten ist ein Brunnen oder sogar ein Springbrunnen als zentrales Objekt um den sich alles anordnet, gemein. Die Brunnen sind von unterschiedlicher Form und Ausführung und sie können als Bild für die Grundbedingungen menschlichen Siedelns, von Behausungen und Habitaten gelten. Dann sorgt der Künstler auch für Beleuchtung und Licht. Das Plätschern des Wassers, ein natürliches Geräusch wirkt zusätzlich wie ein logisches Argument. James Beatham schafft dadurch Orte, die lebendig wirken. Die Präsenz dieser Werke erscheint einladend. Der Künstler wagt hier eine besondere Gleichzeitigkeit. Denn er lässt die Nutzer des Wassers, die Menschen und Tiere abwesend sein. Durch diese Leerstelle holt er den Betrachter in seine Räume hinein und lässt uns in unserer Kontemplation die Landschaft erfahren. Ganz ähnlich wie wir es von Modelllandschaften kennen, überlegen wir, wie wir darin leben würden, wäre es uns im Maßstab angepasst. Gleichfalls wirft er uns andererseits durch die Profanität und den Einsatz des Absurden raus – er stellt eine Manquette in unseren Blick und zeigt uns so das Entwurfhafte, das Irreale, Artifizielle, als Außen der Dinge. In dieser Challenge zwischen Innen und Außen schweben diese besonderen Kompositionen des Künstlers und entwickeln einen dialektischen Klang, der von dieser außergewöhnlichen Wirkung beseelt, ganz freimütig Geschichten von Kreaturen und Menschen erzählen kann.

Zu den Installationen zeigt James Beatham eine Reihe von neuen Zeichnungen und Keramikobjekten.

James Beatham drawing
James Beatham, option one

Christine Schulz – Gedankenturm III

Vernissage am Sa. 6. Januar 2024

bis 9. Februar, unregelmäßig & nach Vereinbarung geöffnet
täglich, 19- 22 Uhr von außen sichtbar

Christine Schulz – Gedankenturm III, Worpswede, 2022

Die Künstlerin Christine Schulz hat unter dem Titel „Gedankenturm“ bereits zwei Installationen kreiert, die sehr wirkungsvoll mit den Techniken der Collage; Bilder, Objekte und Projektionen zu einem Ganzen verbinden und bewusst Assoziationen evozieren. In Christine Schulz installativen Aufbauten nimmt der jeweilige Ort immer eine wichtige Position ein, die Architektur ist Teil der Arbeit und gibt den Bildern und vor allem den Lichtbildern Raum. Licht und Illumination, das beleuchtete und objekthafte Bild in Verbindung mit dessen Spiegelung, physisch oder auch inhaltlich, sind wichtige Gestaltungsmerkmale im Werk der Künstlerin.

Nun kommt in Gedankenturm II und III die Bewegung hinzu. Christine Schulz ist es trotz der eingesetzten, festen, profunden Materialien nicht daran gelegen, eine einzige festgelegte Botschaft zu transportieren. Sie hält im Gegenteil durch den flüchtigen und chronologisch variierenden Stil ihrer Bauten den Blick auf Verbindungen und Bedeutungszusammenhänge, die uns in einer offenen Form als Betrachter mitnehmen. Der poetische Titel: Gedankenturm gibt dabei schon einen Hinweis. Können wir Gedanken auftürmen? Vielleicht ist es so zu verstehen: Die Gedanken und Ideen, die wir aufeinander bauen, ergeben ein Konstrukt, von Argumentations- und Beweisketten, ein Weltbild. Eine Art ideelles Gebäude, welches aus unseren Wahrnehmungen resultiert. Liegt aber darin nicht die Gefahr des Scheiterns? Droht uns nicht gerade deshalb der Einsturz unserer als sicher geglaubten Konstruktionen? Die Künstlerin Christine Schulz macht uns diese unsichtbare Struktur in ihren Installationen spielerisch sichtbar, indem sie sie gleichzeitig relativiert. Sie kombiniert und versammelt Universalien, Objekte, Abbilder und scheinbare Kleinigkeiten, zu einem lebend agierenden Raum. Originale und Repräsentanten unserer Welt agieren miteinander über das Licht, die Position, über Reflexion und Spiegelung. Sie bringt ein Flugzeug in Bewegung, holt unsere Sonne, den uns erhaltenden Stern in den Ausstellungsraum und setzt diesen mit der Projektion von leeren Colaflaschen, einem Flittervorhang vor Stahlrohren und weiteren Objekten in Beziehung. Einerseits ist es möglich, in diese erzählerische Landschaft und ihre wechselnden Perspektiven einzusteigen, darin gedanklich zu wandern. Andererseits können wir in dieser Schwebe der Gegensätzlichkeiten, also auch dem Changieren unserer Wahrnehmung zwischen Poetik und neutralem Blick, den Konstruktionsplan durchscheinen sehen. So sehen wir gleichzeitig die uns dargebotene Welt als auch ihre, sie herstellenden Gedanken. In der Konstruktion von Realität entdecken wir hier einen Kreislauf, ein komplexes Beziehungsgeflecht, welches gleichsam poetisch wie intellektuell erhellend wirken kann.


Gabriele Regiert – Plan B

Die Ausstellung von Gabriele Regiert ist ab Freitag den 8. Mai zu den gewohnten Öffnungszeiten für einzelne Besucher geöffnet.  Di., Do., Fr.: 14- 19 Uhr

Die Ausstellung ist wieder für Publikum geöffnet. Sie können die Galerie nun wieder zu den gewohnten Öffnungszeiten besuchen. Angesichts der Corona Pandemie haben wir außerdem ein 360 Grad Panorama inklusive einem Interview mit der Künstlerin veröffentlicht.

Gabriele Regiert, Plan B, ca. 320 x 350 cm, Installation/ Detail, 2020

Plan B, Gabriele Regiert auf ihrem Tiny Planet

Gabriele Regiert zeigt in der Ausstellung Plan B, ihre gleichnamige Installation, ein großes Tableau aus zusammengefügten Zeichnungen und Leinwänden. Jede Arbeit, jede Zeichnung steht darin für sich, ihre eigene Präsenz fügt sich aber zugunsten einer Wirkung im Gesamten. Gabriele Regierts Zeichnungen sind Prozesse; Ihr Ablauf, teils eine Handarbeit die nichts will als ihr Tun, ist ihr Motiv. So entstehen über einen Umweg sehr freie, hoch ästhetische Blätter die nicht Kunst wollen und doch Kunst werden. In Plan B. sind die Blätter wie Handnotizen an- und teils übereinander aufgehängt, Bildteile verschwinden oder erscheinen ungesteuert zusammengebracht, gerade diese Strategie einer ungewöhnlichen, lapidaren Behandlung bringt die Emanation der Bilder effektiv hervor und ist als künstlerische Haltung exemplarisch für die Künstlerin. Gabriele Regiert zitiert und streift dabei visuelle Universalien wie vielleicht in diesem Fall; Zettelwände, Pinboards oder die aus Krimis bekannten Fall -Sammlungen schwingen in dieser Ästhetik mit. Das Zusammenspiel öffnet sich der Bedeutung- unerwarteten Assoziationen – es geht um den Moment. Die Künstlerin hält ihre Zeichnungen offen. Die Handhabung des Unfertigen, einer unbewußten Zeichenhandlung deren Linienführung immer auf dem Weg ist, deren Muster sich woanders suchen und eher dem Teefleck als einem konkreten Ziel verpflichtet sind, verstärken ihre gegenwärtige Präsenz. Die Installation ist in dieser Arbeitsweise immer temporär. Bei einer erneuten Hängung gliche die Präsentation eher einem Reenactment als einer präzisen Wiederholung.
Der Arbeitsprozess ist dynamisch, die künstlerischen Produkte nahezu performativ, lebendig in ihrem gestalterischen Zusammenhang nicht feststehend. Manches wäre sicher verschwunden, weil es weitergearbeitet oder in dem Fundus der Künstlerin erneut zu Material wurde. Diese Arbeitsweise ist sehr dem Leben verpflichtet, sie demokratisiert die Werke untereinander und arbeitet an einer neuen innovativen Haltung. Gabriele Regierts Werk birgt ein prozessuales, übergeordnetes Verständnis und zeigt damit Kunst ist unmittelbare Lebendigkeit.

Zur Ausstellung erscheint die Edition „Pret A Manger“, gerahmt, 18 x 12 x 5 cm, Auflage 15 , je 140,-

Pret A Manger 2/15 – Gabriele Regiert, Edition #1, gerahmt/ signiert, 140,- Crystal Ball, 2020

Crystal Ball Berlin